
Wenn es früher in meinem Leben etwas gab was mir nicht passte, so neigte ich dazu, erst einmal eine Zeit lang zu jammern. Immer wieder wurde das Thema gedanklich durchgekaut. Sämtliche Varianten von ach könnte ich doch, was wäre wenn und mich nervt das total wurden auf alle Arten und Möglichkeiten durchgespielt. Dazwischen flackerten kurzzeitige Phasen von ich kann ja doch nichts ändern auf. Das Spiel trieb ich solange, bis ich merkte dass alles Jammern und mit dem Schicksal hadern absolut gar nichts brachte.
Somit trat dann Phase zwei in Aktion und ich rannte wutentbrannt wie ein schnaubender Bulle geradewegs mit dem Kopf durch die Wand. Das tat von Zeit zu Zeit richtig weh. Mir selbst und auch manchmal sogar den anderen die mein Donnerwetter abbekommen haben. Hinterher tat es mir dann immer schrecklich leid und ich hatte ein schlechtes Gewissen.
Zum Glück ist diese Zeit vorbei. Ihr könnte also alle wieder aufatmen.
Als ich die Diagnose bösartiger, sehr aggressiver Tumor erhielt, übersprang ich das Gejammer und schaltete sofort auf Wut-Modus. Ich war wütend auf den Arzt, der mich wie eine Weihnachtsgans ausnehmen wollte. Wütend, weil ich noch nicht einmal richtig gelebt hatte und schon sterben sollte. Ich war wütend, weil ich Angst vor dem Sterben hatte.
Ich war so unbeschreiblich wütend, dass jedes Wort dafür wie ein Kindergartenzwerg aussehen würde. In mir brodelte ein Vulkan der kurz vor dem Ausbruch stand und ganze Landstriche unter sich begraben würde.
Dann machte der Arzt, nur so nebenbei, eine Bemerkung die mich stocken ließ.
„Es ist ihre Entscheidung was sie tun.“
Meine Entscheidung?
Entscheidung?
Ich?
JA, um Himmels willen! Er hatte absolut recht!
Ich konnte mich entscheiden, ob ich eine weitere Operation machen wollte oder nicht.
Ich konnte mich entscheiden, den Ursprung meiner Erkrankung zu erforschen oder mich in die Hände der Medizin begeben und meine Verantwortung wie üblich abgebe.
Ich konnte mich entscheiden, ob ich leben wollte oder doch lieber der Welt Lebewohl sage.
Ich konnte mich entscheiden, künftig entweder den Krebs zu füttern oder mein eigenes Leben.
Ich konnte mich entscheiden, mein Leben selbst in die Hand zu nehmen oder wie sonst immer das arme, kleine Opfer zu spielen und zu Jammern.
Ich konnte mich entscheiden, weiterhin ein Aggressor zu sein oder liebevoll.
Ja, ich konnte mich entscheiden und ich tat es.
Ich entschied mich
- für das Leben
- für die Liebe
- auf mein Herz zu hören
- mit mir selbst liebevoll und geduldig umzugehen
- mich nie mehr zu kritisieren
- mich selbst zu loben
- mich selbst zu fördern und Wachstum zu erlauben
- meinen echten Gefühlen frei fließen zu lassen
- für echtes Lachen und Freude
- all meine tiefsitzenden, traumatischen Erlebnisse zu heilen
- zu vergeben
- meinem Körper liebevolle Zuwendung zu geben
- meine Ernährung umzustellen
- alles in meinem Leben zu ändern was mir nicht mehr dienlich war
Bis heute halte ich mich an meine Entscheidungen. Mitunter die Besten die ich je getroffen habe. Entscheidungen, die mein Wohlergehen langfristig fördern.
Entscheidungen, die mich langfristig glücklich machen.
Entscheidungen, die mir stets Liebe und Freude schenken.
Entscheidungen, die meiner Gesundheit langfristig zu Gute kommen.
Entscheidungen, die mir einfach nur gut tun und mein Leben auf vielfältige Weise bereichern.
Das Schöne bei der ganzen Geschichte ist die Synergie welche sich daraus entwickelt hat. Nicht nur mir selbst tun meine Entscheidungen gut, sondern auch meinen Mitmenschen und meiner Umwelt.
Für was entscheidest du dich?